Kamille

Echte Kamille,
lat. Matricaria recutita L.
Synonym: Chamomilla recutita L.
Familie: Asteraceae

 

 

Die Echte Kamille, volkstümlich auch bekannt als Apfelblümlein, Frauenblume, Mutterkraut und unter etlichen anderen Namen, ist seit Jahrhunderten in der Volksmedizin bekannt. In der Antike weihten die Ägypter die Pflanze dem Sonnengott Re, im Antiken Griechenland wurde sie von Galen und Hippokrates empfohlen und im Mittelalter wurde erstmals ihr blaues ätherische Öl beschrieben. Auch Sebastian Kneipp schätzte die Kamille als hochwertige Arzneipflanze.

 

In der Familie der Asteraceae gibt es zahlreiche andere Vertreter, die der Echten Kamille äußerlich sehr ähnlich sind. Die Römische Kamille etwa ist auch eine Arzneipflanze, aber mit anderem Inhaltsstoffmuster und einem höheren Gehalt an Allergie-auslösenden Inhaltsstoffen. Die Geruchlose Kamille, die Strahlenlose Kamille, die Strandkamille und die Gemeine Acker- und Hundskamille sind im Vergleich zur echten Kamille einfach unwirksam. Ein Sonderfall ist allerdings die Stinkende Hundskamille. Sie enthält Anthecotulid, das vor allem als Kontaktallergen wirkt und so bei äußerlicher Anwendung Entzündungen verstärken kann. Gerade wegen der Vielzahl der Verwandten Pflanzen ist es sinnvoll Kamille nur aus kontrolliertem Anbau zu verwenden, da hierbei auch ein Mindestgehalt an erwünschten Wirkstoffen sichergestellt ist. Die sicherste Methode festzustellen, ob man Echte Kamille hat, ist die Untersuchung des Blütenköpfchens. Nur bei der Echten Kamille ist es hohl.

 

Die wirkenden Inhaltsstoffe der Echten Kamille befinden sich größtenteils im ätherischen Öl. Matricin und das daraus entstehende Chamazulen wirken entzündungshemmend, Chamazulencarbonsäure zusätzlich auch schmerzlindernd. Bisabolole wirken entzündungshemmend, hemmen die Entstehung von Magengeschwüren und beschleunigen deren Abheilung, sind krampflösend und verhindern das Wachstum von Bakterien und Pilzen. Bei lokaler Anwendung verstärken sie die Penetration anderer Wirkstoffe in die Haut. Nicht im ätherischen Öl enthalten sind die Flavonoide Apigenin und sein 7-Glucosid, die krampflösend und entzündungshemmend wirken. Des weiteren werden der Kamille wundheilungsfördernde und den Hautstoffwechsel anregende Eigenschaften nachgesagt.

 

Nicht alle wichtigen Inhaltsstoffe sind im Tee enthalten, daher kann es sinnvoll sein Kamillenblütenextrakte zu verwenden. Bei Verwendung des Tees sollte man auf Arzneibuchqualität achten, da darin nur die wertvollen Kamillenblütenköpfchen enthalten sind.

Kamille wird angewendet als Spülung oder Gurgellösung bei Zahnfleischentzündungen und Halsreizungen, als Sitzbad bei Hämorrhoiden und Infektionen im Anal- oder Genitalbereich, als Tee bei Magen-Darm-Beschwerden und als Creme bei Akne und anderen Wunden. Bei grippalen Infekten kann Kamille inhaliert werden, allerdings nicht bei trockenen Schleimhäuten wegen der austrocknenden Wirkung der Kamille. Auch am oder im Auge sollte Kamille nicht verwendet werden: es kann zu allergischen Reaktionen kommen, Kleinstteile der Kamille können die Augen reizen oder es kommt zu Infektionen durch eine mögliche Belastung mit Keimen.

 

Kamillentee:

1 TL Kamillenblüten mit 250 ml heißem Wasser übergießen und ca. 10 min ziehen lassen

Kamillen-Umschläge:

2-3 EL Kamillenblüten in 250 ml heißem Wasser und 15 min ziehen lassen

Rollkur mit Kamille bei Magen-Darm-Beschwerden:

morgens im Bett eine große Tasse Kamillentee trinken. Danach je 10 min auf Rücken und Bauch und jeder Seite liegen